Predigt am 1. Adventssonntag

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Liebe Schwestern und Brüder!

„Do bin i dahoam“ – Sie alle kennen sicher diesen Spruch aus dem Bayerischen Fernsehen. Da steht jemand vor einem Haus, an seinem Arbeitsplatz; da sieht man jemand in seinem Heimatort oder bei der Ausübung eines Hobbies. „Do bin i dahoam“.

Dieses Daheim-Sein brauchen wir alle. Und Sie wissen sicher alle selber, wo Sie daheim sind, wo Sie sich geborgen und zu Hause fühlen.

„Do bin i dahoam“ – ich möchte damit noch tiefer schauen. Neben der äußeren Beheimatung brauchen wir auch ein inneres Daheim-Sein – im eigenen Leben, im eigenen Herzen. Das tiefe Gefühl, dass ich in mir ruhe, dass ich echt bin und dass ich mit mir im Reinen bin. Karl Valentin hat einmal gesagt: „Heit bsuach i mi – hoffentlich bin i dahoam…“ Wir schmunzeln vielleicht etwas über diese Aussage. Aber sie stimmt. Wir sind nicht immer in uns dahoam. Manchmal sind wir gehetzt und gestresst durch Termine oder auch durch andere Menschen. So können wir die Bilder der Endzeit, von denen wir im heutigen Evangelium hören, auch auf unser Innerstes beziehen. Manchmal sind wir bestürzt, ratlos, erschüttert und voller Angst (vgl. Lk 21, 25f). Wie viel treibt uns da oft um? Von wie vielen Menschen lassen wir uns beeinflussen oder auch hetzen? Und vielleicht nehmen wir uns manchmal auch im Glauben zu viel vor!? Gehen wir die Adventszeit entspannt an. Versuchen wir einfach bei uns selber dahoam zu sein.

Die erste Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja spricht davon, dass sich das Heilswort Gottes über das Haus Israel erfüllen wird (vgl. Jer 33, 14-16). Das bedeutet – in unsere Sprache übersetzt: Gott meint es gut mit dem Haus Israel. Er meint es gut mit dem Haus Gersthofen. Gott meint es gut mit dem Haus unserer Pfarreiengemeinschaft. Und Gott meint es gut mit dem Haus meiner Familie und mit dem Haus meines eigenen Herzens. Gott hat ein Heilswort für mich. Er möchte, dass es mir gut geht. Das Lied „Macht hoch die Tür“ (Gl. 218) entfaltet dieses Heilswort Gottes: Es kommt der Heiland, der Heil und Leben mit sich bringt; er bringt mit sich Freud und Wonn; er zieht mit seiner Gnade ein und seine Freundlichkeit auch uns erschein. Gott selber möchte also auf Besuch kommen und uns dabei helfen, dass es uns von Innen her gut geht.

Dadurch ermutigt dürfen wir wieder auf unser Inneres – die Bibel nennt es Herz – schauen. Das Bild der Tür kann uns dabei auch eine Hilfe sein. Denn – eine Tür muss – bevor sie aufgeht – geschlossen sein. Natürlich ist es wichtig, die Tür zu öffnen – z.B. für Menschen, die uns brauchen. Aber haben wir den Mut – zumindest manchmal – die Tür hinter uns zuzumachen. Uns zu sagen, jetzt ist Feierabend, do bin i jetzt dahoam, jetzt brauch ich auch mal Zeit für mich, für die Ruhe, für die Stille – auch für das Gebet. Manchmal müssen äußere Türen zugehen, damit sich die inneren Türen öffnen. Und vielleicht spüren wir, dass wir dann auch wieder besser unsere Aufgaben erfüllen und für unsere Mitmenschen da sein können. Wenn es uns mit uns selber gut geht, dann geht es im Normalfall auch den anderen mit uns gut. Wenn wir uns in unserer Haut grundsätzlich wohlfühlen, dann können wir auch mit Belastungen und Schwierigkeiten besser umgehen.

Liebe Schwestern und Brüder „do bin i dahoam“ – von Herzen wünsche ich uns, dass wir in uns daheim sind und dass auch Gott bei uns daheim ist. Amen

Pfarrer Ralf Gössl

 

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