Liebe Gersthoferinnen und Gersthofer!
In den vergangenen Monaten haben viele mitbekommen, dass ich gesundheitliche Probleme habe, die mich daran hindern, meinen Dienst als Priester in der Öffentlichkeit wahrzunehmen. Im Laufe dieser Monate ist mir selber immer mehr bewusst geworden, dass ich nicht mehr die nötige Kraft und Gesundheit habe, Pfarrer einer großen Pfarreiengemeinschaft zu sein. Deshalb habe ich unseren Bischof gebeten, meinen Amtsverzicht anzunehmen. Dies wird am 14. März 2021 geschehen. Einen Tag später wird mein Nachfolger seinen Dienst in Gersthofen beginnen. In den kommenden Monaten trete ich eine Sabbatzeit an und erst danach werden wir darauf schauen, wie ich meinen Dienst als Priester wieder ausüben kann. Natürlich fällt mir das Abschiednehmen von unserer Pfarreiengemeinschaft nicht leicht, weil ich hier gerne meinen Dienst getan und viele Menschen ins Herz geslossen habe. Aber auch unabhängig von meiner Erkrankung ist es sicher gut, wenn nach fast 14 Jahren ein jüngerer Pfarrer kommt und gemeinsam mit Ihnen den Weg weiter geht.
Am See Gennesaret hat Jesus den Simon Petrus, der ihn dreimal verleugnet hat, dreimal nach seiner Liebe gefragt. „Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe“ – so hat Simon Petrus darauf geantwortet (vgl. Joh. 21, 17). Diese Antwort habe ich mir, als ich 1993 zum Priester geweiht wurde, als Primizspruch ausgesucht. Es ist ein ganz wichtiges Motto für mein Leben als Christ und Priester. Mit diesem Wort im Herzen bin ich 2007 als Pfarrer nach Gersthofen gekommen. Mir war es immer wichtig, die Frohe Botschaft von Jesus in die unterschiedlichen Lebenserfahrungen der Menschen hinein zu verkünden, diesen Glauben in der Eucharistie und in den Sakramenten zu feiern und die Leute im Auf und Ab des Lebens als Seelsorger zu begleiten. Im Bewusstsein meiner Stärken und Schwächen habe ich diesen Dienst getan. Einheit und Friede in unserer Gemeinde waren mir dabei immer sehr wichtig. Es darf und soll auch in der Kirche verschiedene Wege und Ausdrucksformen des Glaubens geben. Nur miteinander können wir das Evangelium in all seiner Farbigkeit zum Leuchten bringen. Deshalb bin ich auch für das gute ökumenische Klima sehr dankbar und denke an so viele Menschen, von deren eigener Suche nach Gott ich selber viel lernen durfte.
In unserer Pfarreiengemeinschaft gibt es sehr viele Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche, die ihre Berufung, die sie von Christus selber in Taufe und Firmung empfangen haben, leben. Sie bringen ihre unterschiedlichen Begabungen ein und tragen die Gemeinde durch ihr Gebet und ihre Arbeit mit. Auch während meiner Erkrankung und in diesen schwierigen Corona-Zeiten engagieren sich so viele, deren Namen ich jetzt gar nicht einzeln aufzählen kann. Ich sage einfach Danke und Vergelt’s Gott. Die Verbundenheit mit Jesus schenkt mir ein ganz tiefes Vertrauen, dass der Weg für unsere Gemeinde und auch für mich gut weiter geht.
Es freut mich sehr, dass Pfarrer Markus Dörre meine Nachfolge antreten wird und unsere Pfarreiengemeinschaft mit ihm einen guten neuen Seelsorger bekommt. Ich wünsche ihm mit den Menschen in unserer Gemeinde und in unserer Stadt einen guten und von Gott gesegneten Weg in die Zukunft.
Herzliche Grüße
Pfarrer Ralf Gössl